HPV-Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs
Gebärmutterhalskrebs gehört zu den wenigen Krebsarten, die sich durch eine Impfung gegen humane Papillomviren (HPV-Impfung) und eine regelmäßige Früherkennung verhindern ließen. In über 90 Prozent der Fälle wird das Zervixkarzinom durch eine Infektion mit bestimmten Humanen Papillomviren (HPV) verursacht, die beim Sex übertragen werden. Die WHO sieht für das Jahr 2030 vor, dass alle Länder weltweit die 90-70-90-Marke im Kampf gegen Gebärmutterhalskrebs erreichen:
· 90 Prozent HPV-Impfrate
· 70 Prozent Früherkennungsrate (Screening)
· 90 Prozent Behandlungsrate von Gebärmutterhalskrebs und seinen Vorstufen, inklusive Palliativversorgung
Prof. Dr. Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik des Klinikums rechts der Isar, engagiert sich für die Ausrottung von Gebärmutterhalskrebs: „Ich stehe mit meinem ganzen medizinischen Wissen und mit meinem Herzen hinter dieser Aktion, da ich immer noch Frauen an diesen Krebserkrankungen sterben sehe.“
Frau Prof. Kiechle, ist HPV so weit verbreitet?
Prof. Marion Kiechle: Ja, fast jede Frau und jeder Mann haben Kontakt mit dem Virus gehabt. Bei den meisten Menschen heilt die Infektion ohne Symptome ab. Bei manchen Menschen persistiert die Infektion jedoch, d.h. sie setzt sich fest, was dann zu entsprechenden Zellveränderungen und schließlich zu Krebs führt.
Eine HPV-Impfung ist ein wirksamer Schutz. Wie steht es um die Impfbeteiligung?
Prof. Marion Kiechle: Bereits seit 2007 wird in Deutschland empfohlen, dass sich alle Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren gegen HPV impfen lassen. Dieser Krebs könnte damit ausgerottet werden! In Bayern und Baden-Württemberg sind aber beispielsweise nur 35 Prozent der Zielgruppe geimpft. Und dies, obwohl die Impfstoffe sicher und gut verträglich sind und die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten übernehmen. Die Impfung schützt auch vor anderen durch HPV verursachte Krebsarten, wie z. B. Penis-, Anal- und Vulvakarzinomen. Jährlich erkranken knapp 10.000 Menschen in Deutschland an HPV-bedingtem Krebs, am häufigsten ist Gebärmutterhalskrebs.
Wie sind die Heilungschancen?
Prof. Marion Kiechle: In einem frühen Stadium, also wenn der Tumor noch auf den Gebärmutterhals begrenzt ist, liegen die Heilungschancen bei über 90 Prozent. Sitzen die Krebszellen nur an der Oberfläche und haben tiefere Schichten des Gebärmutterhalses noch nicht erreicht, liegen sie sogar bei 100 Prozent. Darum ist eine regelmäßige Früherkennung beim Frauenarzt so wichtig, weil man so bereits Frühformen und Krebsvorstufen erkennen und beseitigen kann. In so einem frühen Stadium kann auch Gebärmutter erhaltend operiert werden. Das ist für junge Patientinnen mit Kinderwunsch enorm wichtig.